Pontecesures – O Milladoiro
Heute ist Karfreitag, wir frühstücken im Hotel, da keiner weiß, was unterwegs geöffnet ist. Pünktlich um 08:00 Uhr verlassen wir Pontecesures in Richtung Padron. Wolkenloser Himmel, trotz der 9 Grad hat Hardy schon die kurze Hose an. Ich bin ein norddeutsches Weichei und laufe sogar noch mit Softshelljacke.😎
Kaum ein Pilger ist bis Padron unterwegs. Das macht Hoffnung auf einen etwas ruhigeren Tag. Na, die Hoffnung stirbt zuletzt. In Padron selbst waren die Straßenkehrer noch dabei, den Müll des letzten Abends wegzuräumen. In den Cafés saßen einige Pilger beim Frühstück.

Der Weg raus aus Padron ist nicht so besonders, Asphalt,Pflaster, Gewerbegebiete. Mehr als nur unspektakulär. Hoffentlich gehts nicht so weiter. Aber wenigstens sind nicht ganz so viele Pilger mit uns auf dem Weg. Eine dänische Mitpilgerin erzählte, das in Padron gestern Abend alle Herbergen, Hotels und Pensionen „completto“waren, und sie auf das Kloster Herbon ausweichen musste. Dann sind die meisten Pilger wohl heute morgen in aller Früh in Richtung Santiago aufgebrochen. Glück für uns, die sind mindestens 1-2 Stunden vor uns.😎

Oft unter dem zukünftigen Wein des Jahres 2022, etwas abseits der Schnellstraße und der Bahntrasse, ging es teils durch verwinkelte Dörfchen mit zerfallenen Gebäuden.
Sehenswert ist was anderes. Aber das gehört halt auch zur spanischen Realität. Zwischendurch immer wieder neue Häuser.

Wirklich schön wurde es erst nach dem Örtchen Sixto. Es war jetzt deutlich grüner, bewaldeter. Der Weg wechselte auf Feldwege, zum Teil auch wieder auf die Via Romana. Und die hatte es schon abschnittsweise in sich.

Hier musstest du schon genau schauen, wo du hin trittst. So kurz vor dem Ziel nicht noch ein Unfall. Wir wollen ankommen!
Aber es macht Spaß, solche Wege zu gehen, sie sind nicht so eintönig. Um 12:00 Uhr dann unsere Mittagspause in einem Mini-Café, und das ausgiebig. Die Sonne hatte sich jetzt durch den Hoch-Nebel gekämpft, es wurde richtig warm. Und der Tross Pilger zog an uns vorbei. Die meisten von Ihnen wollten bestimmt noch Santiago erreichen, wir nicht! Wir haben Zeit. Hetzen zum Ziel haben wir ja von Anfang an ausgeschlossen.

Auf dem letzten Stück des heutigen Weges gab es noch eine echte Sehenswürdigkeit, ein Steinkreuz in Rúa de Francos.

Es ist das älteste Steinkreuz in Galizien, ca. 15.Jh. In der dazugehörigen Kapelle , ein Weihwasserbecken aus einer riesigen Muschelschale.

Nun der letzte Anstieg zum heutigen Etappenziel, die letzten Kilometer zogen sich immer weiter den Berg hinauf. „Aber nach der nächsten Biegung geht es wieder runter!“ O-Ton Hardy, ich sag hier gar nichts, das geht bestimmt weiter bergauf. Genauso war’s. Jedesmal, wenn wir dachten, aber jetzt, denkste! Na, wir hatten Spaß. Es waren nochmal 150 Höhenmeter, ein schöner Kanten, und bei über 20 Grad schweißtreibend.
Ein Cervesa sin alcohol für Hardy und eine Clara con lemon für mich in der ersten Bar in O Milladoiro, haben uns dann wieder in die Spur gebracht. Am Hotel ein Schild „completto“, es ist auch hier alles voll. Aber wir haben ja rechtzeitig gebucht.
Morgen geht es nun nach Santiago, auch wenn ich jetzt schon drei Mal vor der Kathedrale angekommen bin, ich bin doch schon wieder etwas aufgeregt!
Wir erreichen als Brüder das Ziel, das hat was.
Bekehren konnte ich ihn unterwegs nicht. Aber vielleicht geschieht ein Wunder! 😉
Nein, es ist einfach toll dort anzukommen, egal welcher Konfession man ist oder „ungläubig“. Ich bin gespannt und in Erwartung, was morgen am Ziel unseres Weges abgeht.

Buen Camino
Lieber Tom, nun seid Ihr angekommen, feiert Ostern und Deinen Geburtstag in Santiago de Campostella. Ein wohl einmaliges Erlebnis. Wir wünschen Euch schöne Stunden dort und Dir alles Liebe und Gute für Dein neues Lebensjahr. Mögest Du behütet bleiben und Dich so auch fühlen. Kommt gut weiter auf dem Weg, genießt das Schöne unterwegs, es wird Euch in Erinnerung bleiben. Liebe Grüße – auch an Deinen Bruder – besonders aber an Dich von Elisabeth und Klaus
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